Grüße aus Fernost

Hier kannst Du Dich, mußt Du aber nicht, als Neuling kurz den anderen Mitgliedern vorstellen.
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Olli

Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 27. Sep 2013, 17:20

Hallo und Servus liebe Magna-Gemeinde.

Ich bin der Olli, gebürtiger Münchener, 1970, aufgewachsener Wolfratshauser und zuletzt gehaust in Geretsried. Vor rund zweieinhalb Jahren habe ich die Zelte abgebrochen und bin gen Fernost, genauer Nord-Ost Thailand umgesiedelt. Eine Ecke wo sich Hase und Fuchs Gute Nacht sagen, aber nur wenige Kilometer bis die "Welt wieder anfängt".

Hier begann auch der Einstieg zum ersten Motorrad überhaupt. Eine neue Honda Wave 110ccm. Ein Standard-Arbeitstier hier. Da ich mich für Vierräder überhaupt nicht interessiere - in der alten Heimat aber davon abhängig - stellte ich kurz darauf ein China-Modell (Keeway Superlight 200ccm) daneben hin. Das "Ding" tut es soweit und für Übung sowie Erfahrung eigentlich sehr gut geeignet.

Das Interesse ist weiter gewachsen und ich habe mich im Internet rund 6 Wochen lang intensiv damit beschäftigt, was hier in Thailand alles so angeboten wird auf dem Gebrauchtmarkt. Das war auch gut so, da die echten Schnäppchen eben einen dicken Haken haben und bei Mopeds ab 400ccm aufwärts stolpert man sehr häufig darüber. Wer das Problem vorher nicht kennt, kann nachher ein umso größeres haben. Diese Motorräder sind weder registriert, geschweige angemeldet, womöglich noch ohne Zoll ins Land geschmuggelt. "Invoice" nennen sich diese Angebote. Nichts anderes als die Rechnung vom Verkäufer von woher auch immer.

Trotz der vielen Angebote bin ich bei der Magna VF750C (RC28), 1988, hängen geblieben. Rund 750km Strecke hinterlegt, eine etwas sachkundige Begleitung dabei gehabt und die Honda vor Ort betrachtet. Der erste Eindruck, "da gibt es noch viel zu tun", aber "wurscht egal, her damit". Das wichtigste war vollständig, das "Grüne Buch", so eine Art Fahrzeugbrief. Ein Grund warum in Thailand die legalen "Big Bikes" relativ teuer sind, auch gebraucht. 230% Import-Taxe auf den Neupreis(!) und je nach Motorgröße rund 2.000,- Euro für die Erst-Registrierung (= Grünes Buch), dazu noch weitere kleinere Spesen.

Per Spedition und Zugfahrt wurde die Magna in meine Provinzhauptstadt transportiert und die restlichen 35km habe ich sie auf der Straße Heim gebracht. Nach genauerer Inspektion der Details, wurde mir klar, dass es "sehr viel" zu tun gibt, aber dennoch egal. Sämtliche Flüssigkeiten steckten sicher schon länger als 10 Jahre in den Rohren und Gefäßen. Standzeit sich mehr als 1 Jahr. Alles gewechselst was flüssig ist, bzw. was noch davon übrig war.

Als ein kleineres Übel sehe ich das defekte Thermostat an, ist dauerhaft geschlossen, also raus damit. Hitzeproblem vorerst gelöst. Der Motor hat hier beim "Kaltstart" gute 30°C, sollten es mal 25°C sein, dann ist es schon saukalt.

Sonstige Problemchen: Gerissenes Chokekabel (Motor läuft trotzdem rund nach ca. 500m Fahrt und hält Standgas). Ausgenackelte Brems- und Kupplungshebel - Bereits ausgewechselt (Import aus Japan). Abgefahrene Bremsbeläge - Ausgewechselt (Japan). Vergaser-Synchronisation völlig ausgeufert - Mit Schlauchwaagen-Prinzip korrigiert.
Das Umlackieren von ehem. Schwarz zu Gelb war jedoch eine Kür.

Der größere Knackpunkt sind mit Sicherheit verdreckte, verpappte Vergaser und undichte Schwimmer-Nadeln. Vor drei Tagen lief Benzin in einen Zylinder. Das habe ich durch einen Test des Membranventils wohl selbst provoziert. Der nächste Startversuch brachte den Motor zum Blockieren. Alles geöffnet, was das Innenleben freimacht und über Nacht ausdampfen lassen. Kurzer Startversuch, läuft und gleich wieder Öl gewechselt (starker Benzingeruch). Nachdem auch eine Menge Krümel bei den Vergaser-Abläufen mitliefen, rennt die Magna jetzt sogar ruhiger.

Bevor ich keine Dichtungen oder Alternativen bei der Hand habe, werde ich keine einzige Schraube daran lockern.

Es gibt also noch immer viel zu tun, aber die Magna ist es wert. Die größte Herausforderung ist das Beschaffen von Teilen jeglicher Art (auch nicht Magna-Spezifische Teile) und nachdem ich den "Service" für die China-Kutsche erlebte...."mach's lieber selbst"...geht eh nicht anders, da die "Motorrad-Shops" hier beim Anblick der Magna sofort zwei Schritte zurückgehen und völlig dicht machen.

Aber so wie es ist, passt's.

Olli

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 27. Sep 2013, 17:30

Nicht ganz unwichtig. Meine Fahrerlaubnis war für ein Auto aufgrund internationaler Führerschein sicher gestellt, jedoch nicht für ein Motorrad, höchstens 50ccm, aber das existiert hier nicht. Die 3 Jahre Gültigkeit laufen bald ab.

Inzwischen habe ich nach etwas Papierkrieg und "Moped-Prüfung" beide Fahrlizenzen in der Hand. Die Polizei hier ist äußerst kulant. Entweder reicht bereits der Anblick des DE-Führerscheins und man wird freundlich weiter geschickt, oder es sind umgerechnet 5,- Euro fällig und anschließend fährt man wieder seine Wege.

Das gilt jedoch nur wenn kein Unfall passiert. Egal ob schuld oder nicht, ohne Schein hat man völlig automatisch die A..-Karte. Da ist es mit 10,- Euro nicht getan, sondern das volle Programm, ggfs. sogar mit Gitter.

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Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Sissi » 27. Sep 2013, 21:21

Servus Olli und willkommen hier!

Hier hast Du ein Stückerl Heimat gefunden und wenn Du mal ne kleine Tour machst, komm doch zum Südstaatlertreff nach Hallbergmoos ;)

Jedenfalls hast das top Moped erstanden!

Beste Grüße
D'Sissi
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Rocky

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Rocky » 27. Sep 2013, 22:17

Sers olli,
ich finde es sehr interessant was du von thailand schreibst.....und man weis ja nie wo es einen hinverschlägt
im laufe des lebens 8) wäre schön wenn du noch mehr berichtest :!:

ansonsten willkommen hier, besten gruss aus österreich
rock

Olli

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 28. Sep 2013, 07:04

Servus :-)

Hallbergmoos wäre ein Besuch wert, alleine schon wegen der Gaudi. Doch mit Zweirad wird's wohl nix. Alleine das Nummerschild ist so auffällig und selten in DE, dass wohl nach wenigen Kilometern Schluss sein würde.
Kurios aber möglich. Mein Wohnsitz ist in DE abgemeldet und hier könnte ich in Bangkok einen internationalen Führerschein beantragen, also der umgekehrte Weg. Damit wäre eine zeitlich begrenzte Motorrad-Tour als "Besucher" möglich, ohne einen DE-Führerschein für diese Moped-Klasse zu besitzen.

Die Magna habe ich nun seit Anfang Juli. Die meiste Zeit für Ausbesserungen verbrachte ich am PC, um im Internet nach Quellen zu suchen. Tatsächlich fand ich auch einen Händler in Bangkok, der einen direkten Draht zu Honda Japan besitzt. OEM-Teile, soweit noch lieferbar, sind aber heftig teuer, dazu noch der offizielle Import um die 20 bis 50% für Ersatzteile. Die größte Hilfe hier in meiner Nähe erhielt ich vom lokalen "Honda-Central-Super-Center". Die gaben mit die Telefonnummer von "Honda Thailand" in der Hauptstadt, super.

Der erste Ölwechsel wurde von mir sofort nach Abholung vom Zugbahnhof veranlasst, bevor ich die finale Strecke von guten 30km zurücklegen wollte. Ein "Big-Bike" Shop traute sich diese Aufgabe zu. Ich hätte dabei bleiben sollen. Zu Hause bemerkte ich den etwas zu hohen Stand von einem knappen halben Liter. Sieht nach "pauschale 3St. 1-Liter-Flaschen" aus.

"Style over substance" lautet hier das Motto, in fast allen Bereichen. "Hübsch" muss es sein, "Qualität wurschtegal". Zum Thema Moped beginnt das bereits bei der Beschaffung von vernünftigem Werkzeug. Jeder kennt die "Qualität" der China-Ware an den Kassen der Baumärkte. In Thailand gibt es sogar noch eine Steigerung. Teils vollkommen unbrauchbar.
Leider auch eine Frage des allgemeinen Budgets hier. Einen Gabelschlüssel für 2,5 Euro würde kaum einer kaufen wollen.

Notflickereien, wie z.B. ein Loch im Schlauch von der Honda Wave, lasse ich machen. 1,- Euro (!) für Material und Arbeit, das bekäme ich es auch nicht besser hin. Schlecht hingegen die überraschend niedrigen Kosten für den Wechsel der Bremsbeläge an der Wave. 2,50 Euro komplett. Die Beläge radierten ab wie gepresster Steinbruchstaub.

Als gelernter Handwerker (E-Installateur) finde ich hier immer wieder beste Gelegenheiten, meine Geduld zu üben und den Adrenalinspiegel auf Norm zu halten.

Doch das sind lediglich die negativen Aspekte, die man(n) in Kauf nehmen und umschiffen muss. Der große Rest passt wie es ist.

Prüfung Moped-Führerschein: Reaktionstest, Sehtest, theoretische Prüfung (30 Fragen, englisch, mind. 23 richtig), Praxistest (über Holzbrett fahren und nicht davon abkommen, Slalom um 4 Straßenhütchen, eine "8" um zwei Verkehrsinseln fahren), fertig. Vorherige Fahrstunden unnötig. Gesamtkosten (inkl. 2,5 Euro "Dankeschön" an Polizeibeamten für notwendige Papiere): 7,- Euro (!!!) Der Führerschein kommt gleich mit, Foto wird vor Ort geschossen.
Zur Prüfungsstelle bin ich "standesgemäß" mit Moped angekommen, das war auch gleichzeitig mein Prüfungs-Modell. Alles kein Problem hier. :-D

Viele Grüße aus derzeit 31°C,
Olli

(Wintersaison, einmotten? Was bedeutet das?)

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Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von webmaster » 28. Sep 2013, 08:18

Tach erst einmal...schön das Du hierhin gefunden hast :mrgreen:

Da haste Dir aber eine Baustelle zugelegt...bin mal gespannt wie es weitergeht.

LHzG

Oliver
Nach vorne streben wo Engel furchtsam weichen...

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Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Oberbazi » 28. Sep 2013, 12:07

Sawadee khap!

Kein Wunder, dass man auf die andere Seite der Welt flieht, wenn man so nah neben Edmund aufgewachsen ist ... :P

Liest sich total spannend, was du uns so mitteilst. Ich kann mir das alles recht gut vorstellen. Schließlich war ich schon mal in Phuket (wie fast jeder) und meine Partnerin ist Phillipinin - da läßt sich auch einiges unkonventionell regeln, aber leider nicht mit 2 Euro Fünfzig :mrgreen:

Wenn du nach Hallbergmoos kommst, kannst du bei mir pennen. Ich wohne nur 15 Minuten weg davon.
Viel Spaß hier im Forum und weiterhin gutes Gelingen!
Liebe Grüße

Oberbazi (LKR Erding)
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Olli

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 28. Sep 2013, 14:17

Danke für die Einladung Oberbazi!

Hallbergmoos ist eine Frage des Timings und des "selbst genehmigten" Urlaubs. Ich bin noch lange kein Rentner und die Tante Lottofee hat's nicht so mit mir.

Die 2,50 Euronen (100 Baht) waren tatsächlich ein "Dankeschön" und kein Anschub für motivierte Wunscherfüllung. Ansonsten hätte ich wohl ein mitleidiges Lächeln geerntet. Für den Führerschein braucht man eine Art Wohnsitzbestätigung. Dafür ist entweder die Immigrationsbehörde zuständig, oder eben - falls angeboten - auch die Polizei-Hauptstelle der Provinz. Ich entschied mich für 35km statt 80km.

Pukhet hat mich noch nicht gesehen und Pattaya sah ich für gut 2 Stunden bei einem kurzen Auf und Ab am Strand. Die einzige Touri-Metropole wurde im Februar besucht. 5 Tage Samui. Der dritte Tag dort brachte mich auch ein wenig den Gepflogenheiten gegenüber Mopedfahrern näher. In Thailand besteht (eigentlich) Helmpflicht. Aber weder den meisten Thais noch den vielen Touristen juckt das besonders. Thais tragen den Helm meist aus Schutz gegen Sonne und braun werden.

Ich mietete auf Samui einen Stadtflitzer Yamaha Fino, Helm war dabei, blieb aber auf Hotelzimmer. Prompt war "Zahltag", sprich Strassenkontrolle und alle Fahrer ohne Helm raus, Schlüssel abgeben und sich der ersten Warteschlange hinten anschließen. Dort erhielt man den "Strafbefehl" mit Zahlungsaufforderung in Höhe von 300 Baht (7,5 Euro). Dann ab zur zweiten Warteschlange, dort durfte man sein Geld loswerden. Die dritte Warteschlange war für diejenigen gedacht, die eine Quittung haben wollten.

Doch an der Schlange Zwei stand ein freundlicher Polizist, der darauf aufmerksam machte, dass die 300 Baht auch ohne Quittung bezahlt werden können. Dann könne man sofort weiter fahren und müsse nicht in der Hitze so lange warten...soso...Ich schätze gute 100 Personen, macht also 30.000 Baht (750,- Euro), ein mächtiger Batzen Geld in Thailand. In meiner Ecke liegt das Durchschnittseinkommen bei rund 200,- Euro monatlich. Die etwas höher gestellten Polizeibeamten fahren dort übrigens Harleys, hier in meiner Gegend so "komische Modelle" um die 200ccm, ansonsten Wave oder Fino.

Ansonsten juckt es der Polizei nicht besonders, ob mit oder ohne Helm. Es war halt "Zahltag". Ich fahre grundsätzlich mit Helm, so eine Wehrmachts-Replika. Ein Baustellen-Helm vom Polier würde es auch tun, sieht man oft.

Die laufenden Mindestkosten für so ein angemeldetes (!)Zweirad sind sehr akkurat. Dazu gehört eine jährliche Strassen-Nutzungssteuer von 2,50 Euro sowie eine Art Haftpflicht für rund 20,- Euro pro Jahr (bei 750ccm), das war's. Der Sprit "Normal, 91-er" tendiert um die 1 bis 1,10 Euro pro Liter. Die Versicherung ist aber nicht mit DE-Standard zu vergleichen. Gehaftet wird nur für Personenschäden bis 60.000 Baht (1.500,- Euro) und sonst nichts. Sachschäden oder höhere Personenschäden zahlt man aus der eigenen Kasse. Privatanbieter gibt es hier, aber dann landet man auch sehr schnell bei Preisen auf DE-Niveau.

Morgen soll es mal nicht so heftig regnen hier, da geht's auf Tour,
meine Magna muckt ja nur auf den ersten paar hundert Metern.

Viele Grüße aus Fernost,
Olli

Rocky

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Rocky » 28. Sep 2013, 20:04

führerschein machen war echt hart in thai wie du berichtest :mrgreen: :mrgreen: aber irgendwie kommts mir auch
nicht so schlecht vor.

zu meiner zeit ist man ein bis 2 runden im kreis gefahren, der prüfer unterhielt sich in der zeit mit irgendjemandem, das
kriterium war dabei nicht umzufallen :!: und dann hattest du den motorradschein für die schärfsten eisen mit dabei

und tödliche unfälle gabs dann ja auch entsprechend wirklich viele :twisted: schon sehr irre war das

heutzutage ist es in Ö schon hart den motorradführerschein machen kostet echt viel (bei 700euro bis 1000) u hinterher noch fahrsicherheits training + stufenführerschein :( da kann einem schon schlecht werden + das risiko das du den bereits erworbenen autoschein verlierst wenn du bei der prüfung scheisse baust :twisted:

gruss aus Ö ;) ;)

Olli

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 29. Sep 2013, 02:14

Servus Rocky,

2 Mal im Kreis fahren....dann muss es bereits eine Reform gegeben haben, meine Prüfung war dagegen richtig "verschärft" ;) Habe die 2 Scheine (Moped + Auto) erst seit knapp 2 Wochen.

Dennoch bin ich überzeugt davon, dass selbst eine Prüfung nach Ö oder DE Standard hier nicht viel Sinn machen würden. Spätestens nach dem Prüfungshof sind sämtliche Regeln wieder außer Kraft gesetzt.

Man muss hier zu jeder Zeit mit Allem rechnen. Das gilt in der Stadt ebenso wie auf der Überlandstrecke. Die Einstellung "Ich habe recht, weil ich auf der Vorfahrtstraße bin", kann man in der alten Heimat lassen, aber in Thailand führt das nur zu unfreiwilligen Kontakten. Was bei uns ein "Geisterfahrer" ist, begegnet hier einen mind. zwei Mal auf 10km. Die sog. Moped-Streifen auf einer mehrspurigen Straße sind "Universal-Fahrspuren". Ich hatte einen fast-Auffahrunfall provoziert, weil mir Gedanke kam bei einer roten Ampel tatsächlich zu bremsen und anzuhalten. Bis dahin hatte ich keine Ahnung, dass ein Rot-Signal als eine unverbindliche Empfehlung zu verstehen ist.

Meine erste Fahrt war mit Vierrad, mitten in Bangkok gestartet, um die rund 400km gen neue Heimat zu fahren. Das war Hardcore. Keine Schnappsidee, aber die Umstände haben es einfach so ergeben. Nicht zu unterschätzen der linksspurige Verkehr, hinterm Lenkrad auf der rechten Seite und den Kreisverkehr im Uhrzeigersinn durchfahren. Geschalten wird mit der linken Hand, der Blinkerschalter sitzt auf der anderen Seite, etc. usw. Trotz Klimaanlage sah ich aus wie frisch gebadet....

Mit dem Moped hat die Gewöhnung an den Linksverkehr etwas länger gedauert. Im Auto wird man irgendwie zwangsläufig daran erinnert, weil man ja auf der "falschen Seite" sitzt. Auch auf dem Land muss man sich den Umständen so schnell wie möglich anpassen. Etwas mehr Gas gebe ich nur auf den Strecken, die ich wirklich kenne und häufiger abfahre, weil ich weiß, dass hinter der nächsten Kurve vor zwei Tagen noch kein 15cm tiefes Schlagloch war.

Kommt ein Dorf in die Nähe, schon lange vorher runter vom Gas. Die etwas größeren Hunde können einen schnell vom Moped holen wenn es rummst und es wimmelt hier nur so davon. Meine persönliche Bilanz: 1 Hund, 2 Hühner.

Nachts fahre ich generell deutlich langsamer, auch auf meinen Alltagsstrecken. Auf 10 Mopeds kommt 1 unbeleuchtetes Gefährt und die tauchen aus dem Nichts auf. Dazu liegen die Hunde sehr gerne buchstäblich mitten auf der Straße herum. Sollte der unbeleuchtete Verkehrsteilnehmer ein ausgewachsener Büffel sein, dann weiß ich wer gewinnt.

Heute sieht es richtig gut aus für Moped-Tour, die Sonne blitzt durch. Die letzten Tage waren Sintflut. Es wechselt so langsam von der Regen-Saison zur sog. kalten Saison über. 7 Uhr früh Ortszeit jetzt und 26°C, noch etwas frisch... :mrgreen:

Viele Grüße,
Olli

Rocky

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Rocky » 30. Sep 2013, 10:45

hallo olli,
ich persönlich bin ja der meinung bei uns ist alles zu sehr reglementiert :!: :!: :!: viel zu viel polizei jeder pfurz den einer mal fahren läßt würden die am liebsten bestrafen....polizisten fangen schon nach kurzer zeit in ihrem job an sich unglaublich wichtig zu fühlen......und machen sich selbständig gedanken was noch alles bestraft werden muß zb schräg geparkt, oder nicht genau zwischen den linien (nach 1000 km fahrt).....
und der kreis schließt sich weil es genug anrainer gibt die sich über jeden scheiss wichtig aufregen (meistens pensionisten)
aber man kommt sich schon vor wie ein schaf das von allen gemolken wird und nicht ausbrechen darf......es darf nur noch arbeiten und produktiv sein :!:

es ist nichts mehr lebendig... und lebendig ist nah bei lustig und freude........so ist das leben in mittel und nord europa
laute freudlose agressive ZOMBIES die herumlaufen und noch anderen die lebensfreude schnell wegnehmen
gruss rock ;)

wie sagte doch einstein vor langer zeit: die dummheit der menschen ist unendlich

Olli

Re: Grüße aus Fernost

Beitrag von Olli » 30. Sep 2013, 14:48

Servus Rocky,

da muss ich Dir recht geben. Die Unterschiede zur "Kulanz und Toleranz" zwischen hier und dort fallen mir fast täglich ins Auge. Das typische "Sterndl-Jägertum" vermisse ich hier in Thailand ganz und gar nicht.

Das "Polizistentum" unterliegt hier einer ganz anderen Kultur, welches jedoch auch mit Vorsicht zu genießen ist. Das Land hat unmissverständliche Regeln und Gesetze. Deren Auslegung und praktische Pflege ist aber ein ganz anderer Schuh, äußerst flexibel. Wer aber "blöd" kommt, kann diese Flexibilität sehr schnell gegen sich gerichtet sehen, vor allem als "reicher" Ausländer.

Die normale Höflichkeit bringt bereits den halben Sieg ein. Einst überschreitete ich mit dem Auto die Höchstgeschwindigkeit von 80km/h auf einer Teilstrecke. Die Polizei wartete bereits rund 3km voran auf die erwischten Übeltäter. Ich wurde aufgehalten und man erzählte mir, mich mit 115km/h gemessen zu haben. DE-Führerschein raus und nach dem internationalen Grau-Lappen gekramt. Der interessierte aber gar nicht. Der Polizist klärte mich auf, "rügte" mich und vereinbarte mit mir einen "Sonderpreis" von 300 Baht (7,50 Euro). Normal würde es 400 kosten, aber ich sei ein "freundlicher Deutscher". In meinen Augen ließen sich 3 Scheine besser auf die insg. 3 Uniformierten aufteilen, ohne den Taschenrechner zücken zu müssen, aber was soll's. Alles ohne Quittung natürlich.

Das ähnliche Prinzip auch mit "Zahltag" für Mopedfahrer. Ohne Helm, ohne Nummerschild (interessiert normal überhaupt nicht) oder ohne Jahres-Steuer. Kostet rund 200 Baht, ohne Bescheinigung, dankeschön, weiter fahren. Das ganze hat System, denn das Leerfegen von Verkehrssündern würde den Uniformierten die eigene Einnahmequelle nehmen. Das kann man angesichts deren Gehälter als fixen Bestandteil betrachten.

Vor rund zwei Jahren wurde im nördlichen Chiang Mai allerdings ein Exempel statuiert. Der "Polizei-Obermeister-General-Hauptfeldmarschall", oder wie auch immer, gab den Tagesbefehl, alle nicht angemeldeten Zweiräder von der Strasse zu holen. An einem Tag wurden weit über 100 Mopeds sämtlicher Klassen eingesammelt. Zwischen Scooter bis hin zur Big Harley war alles dabei.

Diese Zweiräder warten nun auf die Auslöse. Also volles Programm für Papiere und Kosten. Deshalb wollte ich hier in Thailand nur ein Motorrad mit allen Papieren, also das "grüne Buch" kaufen. Ein Polizist ist jederzeit berechtigt ein Motorrad ohne Schild zu konfiszieren. Fehlt das grüne Buch und handelt es sich um ein Big Bike, landet die Maschine so gut wie sicher im Privathof des Uniformierten oder seines Vorgesetzten. Das ist die andere Seite der Medaille "flexibler Gesetzesauslegungen".

Doch im Gesamten alles Locker hier in der Provinz (nicht so in Bangkok!). Genauso wie der Polizist, der mich mit meiner Magna am Checkpoint aufhielt und die Hand schüttelte, nachdem er meinen (eigentlich nicht gültigen) DE-Führerschein sah (die zugelassenen Klassen waren wurschtegal). Er wünschte mir eine gute Weiterfahrt.
Inzwischen bin ich ja zu 100% legal unterwegs.

Viele Grüße aus Fernost,
Olli

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