Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

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Moderator: schnappi

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Darkhonda

Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von Darkhonda » 7. Feb 2009, 16:17

So, hier wollte ich mal einen Beitrag zum Formenbau schreiben.
Ich denke vor allem für die, die auch mal gerne was selber umbauen und designen wollen, kann das recht interessant sein (was aber nicht heißen soll, das man gleich mit so was wie hier anfangen sollte). Außerdem denke ich das Beiträge und Erfahrungsberichte von Umbauten, egal in welcher Form, dieses Forum sehr bereichern und noch interessanter machen können.

Diesen Winter hatte ich mir vorgenommen, einen großen Tank für die Magna zu bauen, jedoch sollte dieser nicht so sehr nach oben, sondern eher in der Breite aufbauen. Angestrebt waren mindestens 17 Liter, eher mehr, maximal etwa 24 Liter. Ursprünglich wollte ich noch einen Tank aus Blech schweißen, jedoch wurde ich auf eine neues, laut Hersteller benzinfestes Harz aufmerksam. Damit war natürlich die Entscheidung für eine GFK Tank gefallen.

Durch meinen Unfall vor zwei Jahren hatte ich noch einen defekten Tank, dessen Unterseite aber noch intakt war und der sich auch noch auf der Magna montieren ließ. Diesen Tank nahm ich als Basis zur Vergrößerung.

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Der Bau von GFK Teilen erstreckt sich immer über drei Punkte:
-Bau der Urform
-Bau der Negativform (Abdruck der Urform)
-Bau des eigentlichen Teiles


Bau der Urform

Als erstes wurden Rippen aus Holz angefertigt, die ähnlich eines alten Schiffsrumpfes dann auf den Crashtank aufgeklebt werden. Wenn die Rippen symmetrisch sind, garantiert das dann auch, dass der Tank später symmetrisch ist. Die Zwischenräume schäume ich meisten einfach mit Montageschaum aus. Nach dem Aushärten wird dann erst mal dönermäßig mit einen langen Messer der Schaum in die gewünschte Form geschnitten, anschließend mit groben Schleifpapier bis auf die Rippen runter gearbeitet.

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Wenn die Form dann passt, wird das ganze Teil dann mit drei Lagen Glasfaser belegt.
Nach dem aushärten beginnt dann die eigentliche Arbeit…spachtel, schleifen, spachtel, schleifen….bis zum erbrechen.

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Wenn man dann irgendwann der Meinung ist, jetzt ist super, geht’s ans füllern.

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Meistens sieht man dann erst beim Schleifen des Füllers, dass doch noch gar nicht alles so super war, wie gedacht und man füllert dann doch noch ein paar weitere male.

Zu letzt wird dann lackiert, der Tankstutzen eingeklebt und alles noch mir einer Schicht Klarlack überzogen. Das jetzige Teil muss in der Form und der Oberfläche perfekt sein, jedes später laminierte Teil kann nur so gut werden wie diese Urform.

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Damit ist der Bau der Urform der Oberseite abgeschlossen.



Bau der Negativform

Die erste Überlegung beim Negativformbau ist sich zu überlegen, in wie vielen Teilen muss ich die Form bauen um später die Teile, die ich reinlaminiere, auch wieder entformen zu können. Im Falle des Tanks reicht für das Oberteil eine zweiteilige Form, für die Unterseite eine dreiteilige.
Um die Form für die Unterseite zu bekommen wurde der Originaltank leicht geändert und dann als Urform verwendet.

Zu beginn wird ein Trennwachs aufgebracht, welches verhindert, daß das im folgendem Schritt aufgebracht Harz sich nicht mit der Urform verbindet und somit nicht zu entformen wäre. Anschließend werden noch die so genannten Trennebenen aufgesetzt. Das gibt die Flächen, an denen die Form später zu teilen ist. Die Passstifte garantieren, daß die Formen später immer wieder exakt zusammen passen.

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Anschließend werden zwei Schichten Formenbauharz aufgetragen. Das ist eine Spezialharz, welches sehr hart ist und die Oberfläche des Urmodells nach dem Aushärten sehr gut wiedergibt.

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Nach dem dieses Harz angeliert ist, werden erst feine, dann immer gröbere Glasfasergewebe auflaminiert, insgesamt etwa 8-10 Lagen, dass man auf mindestens 8mm Wandstärke kommt.

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Nach zwei Tagen werden die Trennebenen entfernt.

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Nachdem erneut eingetrennt wurde, wird dann wieder laminiert.

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Nach zwei weitern Tagen kann man dann die Teile ausformen, überstehendes Glasfasergewebe wird abgeschnitten und die Kanten verschliffen.

Die beiden Bilder zeigen die Negativformen einmal montiert und einmal zerlegt.

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Die Urformen haben jetzt ausgedient und werden lediglich bei einem Neubau oder Reparaturen der Negativform noch mal benötigt.



Laminieren des Tanks


Wieder müssen die Formen mit Trennmittel vorbehandelt werden. Anschließend wird die Form mit eine Deckschichtharz lackiert, welches später gleich als Grundierung für den Lack dient. In meinem Fall habe ich außen weißes Deckschichtharz verwendet und in der Mitte transparentes. Da soll später Kohlefaser auch noch von außen zu sehen sein. Der Tankstutzen wird noch mit in das nasse Deckschichtharz gesetzt, dieser wird dann später gleich mit einlaminiert, das gleiche gilt für das Gewinde für den Benzinhahn.

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Und dann wird laminiert, eine Lage Kohlefaser und vier Lagen Glasfaser. Eigentlich kann man sich die Kohlefaser aus Festigkeitsgünden sparen, aber Kohlefaseroptik wollte ich einfach mal ausprobieren ob ich es hinbekomme, dass es hinterher auch gut aussieht.

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Das Benzinresistente Harz lässt sich leider sehr schlecht verarbeiten, es fängt bereits nach 15 Minuten an zu gelieren und tränkt dann das Gewebe nicht mehr richtig. Deswegen muß man sehr viele kleine Ansätze schnell verarbeiten, ansonsten würde zu viel weg geschmissen.
Dafür kann man dann auch schon am nächsten Tag ausformen.

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Um den Tank noch Beulsteifer zu bekommen, habe ich einen zusätzlichen Spant eingebaut, der auch gleich die Tankentlüftung beinhaltet. Dieser verbindet dann beim Verkleben die Ober- und Unterseite im mittleren Bereich des Tanks und verhindert ein Einbeulen.

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Dann werden die beiden Teile mit Harz, welchen mit gemahlenen Glasfasern angedickt wird verklebt.

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Dann kam endlich der große Tag. Erstmontage und Sprit rein.

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Die ausfahrbare Menge habe ich durch ablassen ermittelt. Das Ergebnis sind Knapp 20 Liter, bei 17 Litern muss man auf Reserve schalten.

Leider habe ich vergessen zu wiegen, aber leichter als der Originaltank ist der GFK Tank auf jeden fall.

Jetzt muss sich erst mal zeigen ob das Harz wirklich hält, was der Hersteller verspricht, aber der erste Eindruck ist sehr gut.


Ich hoffe der Bericht war interessant zu lesen, vielleicht hat es ja den einen oder anderen dazu angeregt auch mal so einen Scheiß zu machen
;)

Gruß
Dennis

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Zuletzt geändert von Darkhonda am 8. Feb 2009, 16:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang » 7. Feb 2009, 16:40

Hallo Dennis,

das ist ein Superbeitrag geworden. Und natürlich auch ein Superteil.

Obwohl ich ja das eine oder andere Foto schon kannte ;),

ziehe ich den Hut bei gleichzeitiger Verbeugung.


Erinnert mich ein ganz klein wenig an die Zeit als ich noch jung war :lol: und ein Surfbrett selbst gebaut habe - übrigens auch damals schon mit Kohlefaser.
Jetzt habe ichs aber eher mit Stahl - wie du ja weist ;) :mrgreen:
Servus aus München

Wolfgang

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Beitrag von webmaster » 7. Feb 2009, 19:44

Dennis, allererste Sahne...

Vielleicht kannst Du noch die Quellen zum Bezug der Materialien oder gebenenfalls Literatur zum Thema angeben.

Ich zum Beispiel habe ein Handbuch von R&G verwendet

R&G Faserverbundwerkstoffe GmbH Im Meißel 7 D-71111 Waldenbuch www.r-g.de .

Zum Anrühren habe ich Holzspachtel wie die beim Arzt verwendet und Trinkbecher aus Pappe. Zum Tupfen waren die Rundpinsel mit harten Schweineborsten am besten.

Muttis gute alte Haushaltswaage musste herhalten.... ;)

Das Lösungsmittel zum Reingen...den Namen habe ich vergessen...es war nicht Aceton...hat alles aufgelöst.... :mrgreen:


Mein Versuch liegt im Keller....und wartet auf seine Entsorgung.

Ich bleibe beim Stahl, da komme ich besser mit klar und kenne mich da auch besser aus...Eisen - Kohlenstoffdiagramm

Oliver
Nach vorne streben wo Engel furchtsam weichen...

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Beitrag von RGraefen » 7. Feb 2009, 19:51

:!: super :!:
mir war schon immer bewusst, dass das alles mit viel Arbeit verbunden ist. Und ich werde Dich immer wieder weiterempfehlen ;)
Wir können ja mal eine Probemontage auf einer seriennahen Magna mit Fotoshooting machen. z.B. morgen nach dem Nachmittagskaffee.

Grüße, Robert
Sonntags Magna, Werktags Pan, Hauptsache V4 :-) :-) :-)

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Achilles
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Beitrag von Achilles » 8. Feb 2009, 10:00

:-D Einfach nur geil, Dennis :-D
Super Arbeit und als Journalist und Buchautor hast du auch noch versteckte Talente ;)
Harley Davidson:The most efficient way to turn gasoline into noise without the side effect of creating horsepower

Darkhonda

Beitrag von Darkhonda » 8. Feb 2009, 17:02

www.r-g.de

Das R-G Handbuch ist für den Einstieg in die Faserverbundbauweise das Beste was es gibt.
Hier ist der Link für das Handbuch als PDF

http://download.r-g.de/handbuch/en/komplett_en.pdf

Auch wird R-G gerade zu Anfang die beste Adresse zum bestellen und um sich schlau machen sein. Die haben ein unübertroffenes, vollständiges Programm an allem was man zur Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen braucht.
Leider sind die sehr teuer, was aber für unsereins erst mal egal ist, denn R-G verschicken (im Gegensatz zu anderen) Kleinmengen nicht als Gefahrgut. Somit hat man die höheren Preise durch geringere Lieferkosten wieder raus.
Dazu kommt auf deren Seite das Forum und Anwendungen. Dort kann man selber mit anderen Fachsimpeln oder schauen ob und wie andere etwas gebaut haben.
R-G ist auch immer auf dem neusten Stand der Technik.

Günstiger ist es bei www.rueckert-modellbau.de unter "Verbundwerkstoffe". Da wird aber nichts beschrieben, man muss dann also schon wissen was man will.

Weiter Adressen sind:

www.bacuplast.de
www.lange-ritter.de

Viele Sachen bekommt man übrigens auch sehr günstig bei Ebay ;)

Mich kann man natürlich auch fragen :!:

magnax2

Beitrag von magnax2 » 8. Feb 2009, 18:09

hi dennis!!!

Wieder mal ein super Beitrag von dir, danke :lol:

Wie lange-Tage -Wochen-Monate hast du da gebraucht :?: :mrgreen:

Geht der auch in Produktion ;) :!: :?:

Gerald

ZZ-TOP

Beitrag von ZZ-TOP » 8. Feb 2009, 19:37

Super Teil,super Bericht.Ich will ja kein Miesmacher sein aber was sagt der TÜV dazu ???

Marty

Beitrag von Marty » 8. Feb 2009, 19:50

Hi Freaks!

Auch ich ziehe den Hut, bei gleichzeitiger Verbeugung, vor Dir.

Grüsse

Marty :twisted:

WaWo

Beitrag von WaWo » 10. Feb 2009, 10:12

Reeeeeeespekt !!

magnalady

Beitrag von magnalady » 10. Feb 2009, 10:18

Hallo Denis

Große Bewunderung für so einen tollen Beitrag.
Wann kann man sich für eine Bestellung anmelden :?: :?: :?:
denn selber bekomm ich das niiiiie hin :roll: :oops:

Michi

Grazer

Beitrag von Grazer » 10. Feb 2009, 10:43

und ein paar liter mehr würden auch nicht schaden, sagen wir mal, so 24 liter... damit würdest in etwa die reichweite einer meiner zwei beiden tourendampfer hinbekommen... ;) :mrgreen:

chaggy
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Super Beitrag

Beitrag von chaggy » 10. Feb 2009, 12:12

Hi Dennis,

es gibt eben Leute die können einfach alles :!:

:idea: haben, :idea: verwirklichen und alles auch noch in einen tollen Beitrag packen. Ich ziehe meinen Hut!!!

Was wären Foren ohne Leute wie dich.


Gruss
Chaggy [/b]

Grazer

Beitrag von Grazer » 10. Feb 2009, 12:36

irgendwie erinnert mich unser lieber dennis an friedel münch... der hat auch immer den absoluten wahnsinn auf zwei räder gebracht... ;)

Darkhonda

Beitrag von Darkhonda » 11. Feb 2009, 21:36

Erst mal vielen Dank für das nette Fedback.

Bezüglich TÜV mache ich mir keine Sorgen, merkt der eh nicht! Und wenns doch drauf ankommen sollte, glaube ich, daß lediglich ein Materialnachweiß und eine Druckprüfung benötigt wird. Auf der Seite von "R&G" (siehe oben) gibt es Nachweise für den TÜV und ein Druckgutachten kann ich selber erstellen. Zur Not muß ein Ing. noch irgendwo seinen Willi drunter machen.

Vorerst werde ich den Tank auch nicht nochmal bauen, erst mal muss der Tank jetzt die Tauglichkeit und vorallem die Haltbarkeit beweisen. Ich habe da ja noch keinerlei Erfahrungen. Zur Zeit kann ich also noch keine Garantie geben und ich will nicht in der Situation sein, das ganze schöne Geld für Tanks zu verbraten und dann das nicht mehr vorhandenen Geld später zurückzahlen zu müssen :mrgreen: Aber irgendwann könnte man mal darüber nachdenken.

Jetzt muß aber mal so langsam des Wetter besser werden, ich will mal sehen wie weit ich komme :-D


Dennis

magnax2

Beitrag von magnax2 » 12. Feb 2009, 15:37

Hi Dennis :lol:

Dann mal Gute Fahrt mit dem neuem Tank, wir hoffen auf einen Bericht wie weit usw. ............................. ;) 8)

Gerald

Hubert

Beitrag von Hubert » 18. Feb 2009, 21:21

Dennis,

super Leistung aber Du solltest fahren, fahren, fahren damit der grooooßßßßßeeeee Tank auch das erfüllt wofür er gebaut wurde. Hoffe wir sehen uns in diesem noch jungen Jahr 2009 :!:

sumos_weib

Beitrag von sumos_weib » 22. Feb 2009, 14:36

:-D :-D :-D :-D :-D Coole Sache...wenn man sowas kann!! mach weiter so :mrgreen: aber halt dich auch an Huberts Rat!!.....fahren....... ;)

Darkhonda

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von Darkhonda » 1. Jun 2009, 22:15

300 Km bei überwiegend Autobahn mit 120-130 Km/h, dann muss man auf Reserve umschalten. Ich schätze Landstrasse geht mindestens 350 Km :mrgreen:
Bisher auch keinerlei Probleme (auch nicht beim TÜV).

magnax2

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von magnax2 » 2. Jun 2009, 07:23

Oder gar mehr.................... :mrgreen:

Gerald

chaggy
Beiträge: 92
Registriert: 22. Sep 2008, 14:40
Typ, RC09, RC21 usw.: RC43

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von chaggy » 2. Jun 2009, 07:51

Hi Dennis,

das hört sich ja gut an! Dann rückt die Serienfertigung ja wohl immer näher :lol: :lol: :lol:

Ice

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von Ice » 2. Jun 2009, 09:15

Hallo Dennis,

bin erst jetzt auf Deinen genialen Bericht gestoßen - Chapeau - man bekommt direkt Lust, auch mal was mit GFK zu basteln. :roll: Vieleicht Tragflächen für meine RC09 !? ;)

Darkhonda

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von Darkhonda » 2. Jun 2009, 22:08

Tragflächen habe ich auch schon gebaut, aber nicht fürs Mopped ;)

magnax2

Re: Bau eines GFK Tank mit 20 Litern

Beitrag von magnax2 » 2. Jun 2009, 22:46

Hi Dennis :P

Nachdem der BSP so toll geworden ist, wird der Tank bestimmt auch super!

Wann können Bestellungen aufgegeben werden ;) :?:

Wäre für zukünftige Sardinienausflüge sicher sehr gut zu gebrauchen 8) :!: :mrgreen:

Gerald

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